Am Anfang steht der Blick auf das Ganze, nämlich in Gestalt einer Radtour,
die die gesamte Insel umrundet. Danach nehmen wir immer mit literarischer
Unterstützung - einzelne Regionen etwas genauer in den Blick. Dublin, wo
für die meisten Irlandtouristen der Urlaub beginnt, wird zusammen mit James
Joyce erwandert - auf den Spuren, genauer gesagt, seines Romans "Ulysses"
und der beiden Hauptfiguren Leopold Bloom und Stephen Dedalus. Alle, die
die Großstadt lieber schnell hinter sich lassen, begeben sich am besten
südwärts in Richtung Wicklow, der Lieblingsgegend Samuel Becketts. Weiter
geht es anschließend zu den menschenleeren Landschaften im Westen der grünen
Insel: zunächst nach West-Cork und Kerry, wo wir - auf der Großen Blasket-Insel
- einem untergegangenen kulturhistorischen Eldorado nachspüren können,
dann in das verschlafene Connemara, wo wir auf John Millington Synge treffen
und ein unerverhofftes Wiedersehen mit James Joyce haben. Weiter nördlich,
auf der Insel Achill, kommen wir um Heinrich Böll nicht ganz herum, lernen
allerdings sein "Irisches Tagebuch" etwas kritischer zu sehen. Schließlich
landen wir im äußersten Nordwesten, in Donegal, und stolpern über die Spuren
eines Lyrikers, der freilich kein Ire war: den Waliser Dylan Thomas. Bevor
wir weiterziehen, erholen wir uns ein wenig und tanken neue Energie im
Lesesessel: Während die irische Literatur über lange Jahrzehnte die Verkitschung
der Landschaft noch unterstützt hat, geben uns heute jüngere Schriftsteller
ein wesentlich realistischeres Irlandbild an die Hand. Kurzgeschichten
will heute keiner mehr lesen. Statt dessen entstehen serienweise furiose
Romane, die das noch vor wenigen Jahren aus deutschsprachigen Verlagslektoraten
zu hörende Urteil, aus Irland komme doch nichts Aufregendes, mit aller
Wucht widerlegen. Am Ende schwingen wir uns noch einmal auf den Drahtesel,
erkunden die Südküste auf der Strecke, die die Radrennfahrer zu Beginn
der Tour de France 1998 absolviert haben, kämpfen mit Gegenwind und Verkehr
... Wie recht hatte doch Brendan Behan mit seiner Behauptung, es gäbe keinen
Unterschied zwischen einem Iren und einem alten Fahrrad: "Beide kneifen
dich am Arsch!" Die literarische Entdeckungstour durch Irland ist reich
illustriert und wird nicht nur mit zahlreichen Buchtips abgerundet, sondern
auch mit Hinweisen auf unentbehrliche Wanderführer und Karten, ohne die
man leicht vom Weg abkäme.