Konstanze ist Übersetzerin und tastet nach den Corona-Lockdowns wieder nach ihrem Leben. Veronica hat ihr Studium abgebrochen, sie stellt sich einer Zukunft ohne Glücksversprechen.
Die Gewissheit in der Verbindung zwischen Mutter und Tochter scheint zerbrochen, ein Gespräch nur noch über gemeinsame Netflix-Abende möglich.
Marlene Streeruwitz' »Tage im Mai.« ist ein virtuoser Roman, der mit wechselnden Perspektiven von der Entfremdung erzählt, von einer Welt, in der Krieg und Verschwörung wieder zum Alltag werden.
Aus dem Prater schallt vergnügtes Lachen herüber. Konstanze nimmt es wahr wie ein Echo aus ferner Zeit, als sie noch nicht auf ihren Impfpass reduziert und vom Leben abgeschnitten war.
Jeden Tag einen Clip auf TikTok, um für die Welt sichtbar zu sein. Veronica hat den Job als Rezeptionistin gegen ihr Studium eingetauscht und überlegt, ob sie vegetarisch oder vegan leben soll.
Beide sind abends auf Netflix: Dort träumt Anita Rodriguez im Buenos Aires der Dreißigerjahre von einer Karriere als Sängerin. Konstanze und Veronica fiebern mit. Ihre Textnachrichten über die Serie werden zum einzigen Austausch zwischen Mutter und Tochter.
Bringt das Frühjahr endlich die Befreiung von Isolation und Lockdown? Marlene Streeruwitz erzählt die Geschichte ihrer Heldinnen mit Blick auf das aktuelle Geschehen: »Tage im Mai.«