Zenzl Mühsam ist fast zu einer Legende geworden, weil sie, ohne viele Worte zu machen, weit mehr tat als nur ihre Pflicht an der Seite eines namhaften Dichters und Anarchisten. Nach Bekanntwerden dieser hier erstmals gedruckten Briefe wird vielleicht deutlicher, was es eigentlich war, das Besondere an ihr, was sie von vielen abhebt, die ähnlich Schweres erleben mussten und auf ähnliche Weise ihre Würde gewahrt haben.
Vielleicht werden in diesen hier versammelten Briefen erstmals die tieferen Schichten einer Persönlichkeit erahnbar, die von ihren Zeitgenossen gern als liebenswerte, aber etwas weltfremde, erfrischend derbe bayerische Bauerntochter hingestellt wurde. Dem ist entgegenzusetzen, dass Zenzl souverän und klug die Belange Erich Mühsams vertreten hat, und dies nicht nur in den zwanziger Jahren mit Briefen an Lenin und konspirativen Aktivitäten, sondern buchstäblich bis zu ihrem letzten Atemzug.