Was macht arabische Texte zu Literatur? Nationalen wie auch internationalen Erfolg etwa haben Romane, die sich durch das effektvolle Zusammenspiel von Alt und Neu, Ost und West, Hoch- und Populärkultur sowie Standardsprache und Dialekt auszeichnen. In Hinblick auf die maghrebinische Literatur wurden diese sprach- und kulturwissenschaftlichen Facetten von der postkolonialen Literaturwissenschaft allerdings noch nicht hinreichend gewürdigt.
Diesen Umstand exemplarisch zu untersuchen ist das Hauptanliegen von Pokémon goes Alhambra. Peter Konerding präsentiert in seiner Studie gänzlich neue Lesarten für moderne maghrebinisch-arabische Erzählwerke aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln: der Sprachideologie und der Populärkultur. Unter dem Aspekt der Sprachideologie wird deutlich, dass die untersuchten Texte konventionelle Auffassungen von Umgangs- und Hochsprache infrage stellen und zugleich durch die parallele Verwendung verschiedener Sprachregister aufzubrechen vermögen. Auf Arabisch zu schreiben bedeutet in diesem Zusammenhang kein starres Festhalten an einer überkommenen Sprachnorm, sondern die zwanglose Vervollkommnung der Schriftsprache durch zahlreiche Elemente aus dem alltäglichen Sprachgebrauch. Aus der Perspektive der Populärkultur fällt zudem auf, dass Autorinnen und Autoren, welche die konventionelle Literaturkritik bislang als seriös verortet hat, sich unvermittelt auch neuen Inhalten wie etwa sex and crime oder aber der internationalen Populärkultur öffnen. So entstehen Gattungen, die vergleichbar sind mit der neueren deutschen Popliteratur der Jahrtausendwende. Ähnlich der sprachlichen Melange werden dabei auch high und low culture in kunstvoller Manier miteinander verwoben.
"Pokémon goes Alhambra wurde mit dem Promotionspreis des Rotary Clubs Bamberg-Schloss Geyerswörth ausgezeichnet.