DAS HAUS, DAS HÖRTE von Benjamin-Lucas Schmidt
Nur wenige Schritte trennen das alte Haus vom Meer - ein schmaler Raum zwischen Erinnerung und dem, was in der Gegenwart noch nachklingt.
Als Stella dorthin zurueckkehrt, um aufzuraeumen und einen Abschluss zu finden, stoesst sie auf ein Heft mit der Handschrift ihrer Mutter Elina.
Die Eintraege sind tastend und bruechig: Fragmente einer Beziehung, in der Naehe mit Kontrolle verwechselt wurde und Stille laenger wirkte als jedes Wort.
Mit jeder Seite veraendert sich das Haus um sie herum. Geraeusche wirken bewusster, Moebel stehen anders, das Licht scheint zuzuhoeren.
Das Heft wird zu einem Resonanzkoerper zweier Leben: dem ihrer Mutter, die schrieb, um nicht zu verschwinden, und dem von Stella, die nach und nach ihre eigene Stimme zwischen den Zeilen wiederfindet.
Der Roman zeichnet eine Atmosphaere, die leise beginnt und sich langsam verdichtet. Er zeigt, wie fein Manipulation funktionieren kann, wie Erinnerung sich verschiebt und wie schwer es ist, Wahrheit zu erkennen, wenn sie im Ton von Fuersorge erscheint.
Die Spannung bleibt still, doch sie bleibt: ein literarisches Kammerspiel ueber praegende Bindungen, Abhaengigkeit, Selbstbehauptung und die Frage, was bleibt, wenn Kontrolle keine Macht mehr hat.
Ein herausragender, poetischer, psychologisch praeziser literarischer Spannungsroman.
